Ist ein Wellensittich erkrankt, muss man unter Umständen schnell handeln, denn schon nach wenigen Stunden kann es bei einigen Krankheiten andernfalls zu einer ernsthaften Situation kommen. Wir geben einen Überblick über häufige Krankheitsanzeichen, wie Sie Krankheiten beim Wellensittich erkennen können und welche es gibt.
Ist mein Wellensittich krank?
Krankheiten beim Wellensittich zu erkennen erfordert ein geschultes Auge. Zumindest sollten Sie sich ein bisschen mit Wellensittichen auskennen, denn die Vögel lassen sich einen mangelhaften Gesundheitszustand oft nicht anmerken. Dies hängt damit zusammen, dass schwächelnde Tiere in freier Wildbahn einfach zurückgelassen werden würden.
Es gibt jedoch einen Trick, mit dem es Ihnen gelingt, selbst kleinste Veränderungen an Ihrem Wellensittich rechtzeitig wahrzunehmen und entsprechend zu handeln: Führen Sie ein Gesundheitstagebuch. Es reicht aus, wenn Sie jeden einzelnen Ihrer Vögel regelmäßig, beispielsweise bei der täglichen Fütterung, beobachten, um Veränderungen zu erkennen.
Notieren Sie die täglichen Ergebnisse, sodass Sie im Laufe der Zeit ein fortlaufendes Tagebuch erhalten. Im Krankheitsfall können Sie dieses mit zum Tierarzt nehmen und er wiederum kann auf diese Weise schnell Erkrankungen ausschließen, um die wirkliche Ursache für das schwache Allgemeinbefinden Ihres Wellensittichs zu finden. Dies spart Ihnen und Ihrem Vogel wertvolle Zeit, insbesondere in risikoreichen Situationen.
Häufige Krankheitsanzeichen beim Wellensittich
Es gibt Anzeichen, die auf eine mögliche Krankheit beim Wellensittich schließen lassen. Hierzu gehören:
- Der Wellensittich isoliert sich immer häufiger vom Schwarm und möchte lieber allein sein
- Er wirkt müde und schläft mehr als sonst
- Der Welli wirkt wenig interessiert an allem, was um ihn herum passiert und ist möglicherweise sogar apathisch
- Ihr Vogel frisst deutlich weniger als sonst oder verweigert die Futteraufnahme sogar komplett
- Der Wellensittich sitzt nur noch auf dem Boden, weil er sich nicht mehr auf der Stange halten kann
- Er nimmt eine kauernde, breitbeinige Sitzhaltung ein, die völlig untypisch für Vögel ist
- Der Wellensittich wirkt nervös oder unruhig
- Er putzt sich hektisch
- Der Kot hat sich in seiner Konsistenz und Farbe deutlich verändert, die Kloake und das Schwanzgefieder sind verklebt
- Der Wellensittich atmet auffällig laut und wippt dabei mit dem Schwanz
- Er hat ein aufgeplustertes Gefieder
Veränderter Kot als Krankheits-Hinweis
Sind die Farbe und/oder die Konsistenz des Kotes über einen längeren Zeitraum verändert, kann dies auf eine Erkrankung hindeuten. Deshalb ist es so wichtig, auch den Zustand des Kotes im Gesundheitstagebuch zu notieren.
Kot eines gesunden Wellensittichs
- Kot besteht aus dem dunklen Kotanteil, der sich außen herum befindet und dem helleren Anteil der Harnsäure, die sich in der Mitte befindet
- Die Urinpfütze ist klein, klar und nass
- Die Konsistenz des Kots ist cremig
Kot eines kranken Wellensittichs
- Sie finden im Kot unverdaute Körner
- Der Kot ist ungewöhnlich groß oder bröckelig
- Der Kot ist gelb, grün, grau, oder rötlich
- Er ist flüssig
- Der Vogel sondert ungewöhnlich viel Urin ab und die Harnsäure ist stark gelb
Erkrankungen an der Kloake erkennen
Die Kloake eines gesunden Wellensittichs ist in der Regel sauber und trocken. Die Federn befinden sich bis in den Bereich in unmittelbarer Umgebung zur Kloake. Stellen Sie fest, dass die Kloake beispielsweise verschmutzt oder im Randbereich kahl ist, kann dies auf eine Erkrankung hindeuten. Sie sollten daher die folgenden Krankheitssymptome beachten:
- Um die Kloake herum befinden sich kahle Stellen oder ausgerissene Federn
- Die Kloake ist geschwollen oder nach außen gewölbt
- Sie ist dunkel verfärbt oder mit Kot und Urin verschmiert
- Der Wellensittich presst extrem stark, aber es wird kein Kot abgesetzt
All diese Anzeichen können auf schwerwiegende Erkrankungen wie beispielsweise auf die Legenot oder auf einen Kloakenvorfall hindeuten. Sie sollten daher umgehend einen vogelkundigen Tierarzt aufsuchen.
Hinweise zu Krankheiten über die Wachshaut
Auch anhand der Wachshaut des Wellensittichs lassen sich Schlussfolgerungen zu dessen Gesundheitszustand ableiten.
Wachshaut eines gesunden Wellensittichs
- Die Wachshaut des Weibchens ist braun.
- Sie kann während der Brutzeit sehr dick werden, was jedoch kein Problem darstellt
- Die Wachshaut des Männchens ist entweder blau oder rosa, je nachdem, um welchen Farbschlag es sich handelt
- Im mittleren Bereich liegen die zwei Nasenlöcher
Wachshaut eines kranken Wellensittichs
- Die Wachshaut des Männchens verändert sich ins Braune
- Sie stellen helle Beläge auf der Wachshaut fest
- Der Wellensittich leidet an Nasenbluten
- Die Nasenlöcher sind verstopft oder zugewachsen, beispielsweise durch eine stark gewölbte Wachshaut (in diesem Fall besteht akute Erstickungsgefahr!)
Was der Schnabel über den Gesundheitszustand aussagt
Der Schnabel des Wellensittichs sollte glatt sein und glänzen. Bei einigen Erkrankungen kann sich der Schnabel jedoch deutlich verändern, was für den Vogel zum Problem werden kann. Eine dieser Erkrankungen ist beispielsweise ein Befall mit Grabmilben, die auch als „Räudemilben“ bezeichnet werden. Wenn Sie die folgenden Symptome feststellen, sollten Sie umgehend den vogelkundigen Tierarzt aufsuchen:
- Ein Teil des Schnabels ist abgesplittert oder abgebrochen
- Der Schnabel hat sich dunkel verfärbt (dies kann auf einen Bluterguss hindeuten)
- Der Schnabel ist matt und weist eine poröse Oberfläche auf
- Der Schnabel hört nicht auf zu wachsen
- Es haben sich senkrechte Rillen im Bereich des Schnabels gebildet
Wellensittich-Krankheiten anhand des Gefieders erkennen
Auch das Gefieder kann Aufschluss darüber geben, ob ein Wellensittich krank oder gesund ist.
Gefieder beim gesunden Wellensittich
- Das Gefieder ist glatt und weist einen angenehmen Glanz auf
- Alle Federn sind vollständig vorhanden und sie wirken gepflegt
Gefieder beim kranken Wellensittich
- Kahle Stellen
- Brüchige, ausgefranste, gewellte oder verdrehte Federn
- Die Federn sind zu kurz oder zu lang
- Das Gefieder wirkt stumpf oder hat sich farblich verändert
- Auf den Federn haben sich Streifen gebildet, diese verlaufen quer
An den oben genannten Krankheitssymptomen lassen sich beispielsweise ein Milbenbefall, psychische Probleme oder ein Nährstoffmangel erkennen. All diese Dinge sollten umgehend durch einen vogelkundigen Tierarzt behandelt werden.
Krankheiten an den Beinen und Füßen des Wellensittichs erkennen
Ist der Wellensittiche gesund, können Sie dies an den Füßen erkennen, denn diese weisen dann eine gesunde Körpertemperatur von ca. 41°C auf. Die Beine sollten leicht rosa bis grau sein. Verändern sich die Beine und Füße, kann dies auf Krankheiten hindeuten. Sie sollten daher auf die folgenden Symptome achten:
- Der Wellensittich nimmt eine Schonhaltung ein, um die Beine zu entlasten
- An den Füßen befinden sich blutende Wunden oder gerötete Druckstellen
- Die Füße sind wund oder weisen helle Beläge auf
- Sie bemerken an den Füßen und Beinen ungewöhnliche Knoten
- Die Temperaturen der Füße schwanken ständig
Die häufigsten Wellensittichkrankheiten
Hier finden Sie einen kleinen Überblick über die häufigsten Krankheiten beim Wellensittich.
Aspergillose
Bei der Aspergillose handelt es sich um eine Erkrankung, die durch Schimmelpilze übertragen wird, welche sich wiederum in der Lunge einnisten. Leider wird die Aspergillose oft zu spät erkannt, sodass viele Wellensittiche daran sterben.
Macrorhabdiose (Megabakterien)
Auch bei der Macrorhabdiose handelt es sich um eine Pilzerkrankung. Jedoch haben wir es in diesem Fall mit einem Hefepilz zu tun. Da die Erkrankung auch als „Megabakteriose“ bezeichnet wird, gehen viele fälschlicherweise von einer bakteriellen Erkrankung aus.
Die Megabakteriose lässt sich unter anderem durch einen Kropfabstrich, sowie durch Kotproben erkennen. Beide Maßnahmen sollte unbedingt bei der Eingangsuntersuchung durchgeführt werden, ehe ein neuer Wellensittich in den Schwarm einzieht.
Kropfentzündungen
Kropfentzündungen können unter anderem durch Infektionen entstehen, aber auch auftreten, wenn sich Fremdkörper im Kropf befinden. Besteht beispielsweise eine Kropfentleerungsstörung, kann es in der Folge zu einer Entzündung kommen, welche umgehend behandelt werden sollte. Sie erkennen die Kropfentzündung beispielsweise daran, dass der Wellensittich Körner und Schleim erbricht.
Trichomonaden
Bei den Trichomonaden handelt es sich um kleine Parasiten, die Sie mit den bloßen Augen nicht erkennen können. Das besonders Tückische: Die Ausbreitung der Trichomonaden erfolgt rasend schnell. Sie sollten bei einem vermuteten Parasitenbefall daher umgehend den Tierarzt aufsuchen.
Milben
Milben treten bei Wellensittichen besonders häufig auf und können zu einer erheblichen Beschädigung des Schnabels führen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Ist der Schnabel des Wellensittichs nicht mehr einsatzfähig, kann das Tier folglich kein Futter mehr aufnehmen. Als letzter Ausweg bleibt oft nur das Einschläfern.
Umso wichtiger ist es, dass Sie schon bei den ersten Anzeichen für Milben reagieren und umgehend einen vogelkundigen Tierarzt aufsuchen.
Legenot
Legenot bedeutet, dass ein bereits produziertes Ei nicht gelegt werden kann. Für die Henne handelt es sich hierbei um eine lebensbedrohliche Situation, die unbedingt tierärztlich behandelt werden muss. Die Legenot kommt besonders in Kombination mit dem sogenannten Legezwang vor, bei dem der Wellensittich ständig brüten möchte, vor. Ausgelöst wird sie unter anderem durch Mangelernährung, Stress oder Übergewicht.
PBFD und Polypoma
Beide Erkrankungen werden durch Viren ausgelöst. Die PBFD (Psittacine Beak and Feather Disease) tritt aufgrund von Circoviren auf, während für Polyoma die sogenannten Polyomaviren verantwortlich sind.
Beide Erkrankungen zeigen sich durch ähnliche Anzeichen, die das Gefieder betreffen. Im schlimmsten Fall nimmt das Gefieder einen solchen Schaden, dass der Vogel nicht mehr fliegen kann. Da die Viren ansteckend sind, sollten erkrankte Tiere umgehend vom übrigen Schwarm getrennt werden. Leider sind beide Erkrankungen nicht behandelbar.
Tumore
Wie der Mensch können auch Wellensittiche von Tumoren befallen werden. Diese müssen nicht immer bösartig sein, sodass durchaus Hoffnung besteht. Jedoch sollten Sie umgehend den Tierarzt aufsuchen, wenn Sie eine Wucherung an Ihrem Wellensittich entdecken.
Verletzungen und Vergiftungen
Wellensittiche verletzen sich vergleichsweise häufig, weil sie beispielsweise in Gardinen hängenbleiben, gegen Fensterscheiben fliegen, sich an Lebensmitteln und Pflanzen vergiften oder auf heißen Herdplatten landen. Dies kann zu ernsthaften Folgen bis hin zum Tod führen.
Das gehört in den Wellensittich Notfallkasten
Wellensittiche können sich schnell verletzen oder erkranken, sodass umgehend Erste Hilfe geleistet werden muss. Diesbezüglich sollten Sie eine Wellensittich Notfallapotheke im Haus haben, die mit allen wichtigen Utensilien ausgestattet ist. Hierzu gehören unter anderem Verbandsmaterialien, Pinzetten, Wundreinigungsmittel sowie blutstillende Mittel.